Simmering gegen Kapfenberg....

Veröffentlicht am 13. September 2024 um 11:56

Wie naiv kann man eigentlich sein? Diese Frage stelle ich mir in diesen Tagen beim (morgendlichen) Blick in den Spiegel. Als gelernter Österreicher mit mehr als einem halben Jahrhundert auf den Schultern müsste ich wirklich schon lange wissen, dass Diskussionen im Endspurt von Wahlen a) weder der Information noch b) der Unterhaltung dienen. Aber anscheinend habe ich masochistische Tendenzen, dass ich wider besseren Wissens die ORF-TV-Duelle der Spitzenkandidatin und der Spitzenkandidaten zur Nationalratswahl angesehen habe. Über die TVthek, denn zumindest das habe ich gelernt: tue es nicht in Echtzeit - nur mit Unterbrechung und portionsweise ist es ertragbar.

Vorweg: Respekt vor den Diskussionsleiterinnen- sie beweisen mit ihrer Professionalität, dass es einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk braucht und immer brauchen wird. Und vor allem beweisen sie, dass man im Gespräch mit anderen, auch wenn man nicht deren Meinung/Ansichten teilt, höflich bleiben kann. Doch kommen wir nun zum anderen Spektrum - den vier toxischen weißen alten Männern, die sich gerne als Bundeskanzler und/oder in Regierungsverantwortung sehen wollen. Beate Meinl-Reisinger lasse ich bewusst außen vor- auch wenn ich politisch nicht auf ihrer Linie bin, zeigte sie bei ihren Auftritten- auch bei aller Härte in der Sache - in Fragen der Diskussionskultur eben diese- eine Kultur. Aber bei den Herren bleibt für mich nur mehr Kopfschütteln und Verzweiflung, Tendenz steigend: da dachte ich naives Kerlchen, dass Kogler gegen Kickl brutal gewesen sei... bis mich Nehammer gegen Babler eines Besseren/Schlechteren belehrt hat. Es ist unterirdisch, welcher Umgangston in der Ö - Politik vorherrscht. Persönliche Beleidigungen, ins Wort- Fallen, auf Fragen prinzipiell nicht antworten, Zynismus, parallel reden, Vorwürfe usw usf.  Der amtierende Bundeskanzler hat anscheinend ein neues Wort für den Wahlkampf gelernt - "redlich"-  und setzt es inflationär ein; außerdem interpretiert er die Martinslegende  und definiert christlich-sozial als Gegenteil des Marxismus, den er dem Herausforderer dauernd an den Kopf wirft.  Wenn der Herausforderer Babler zu Wort kommt - was Nehammer dauernd zu unterbinden versucht, in dem er ihm jedes mal ins Wort fällt - gute Kinderstube !- kommen Beleidigungen wie "Kasperl" oder "Totengräber" als Argumente daher. Vom lauter Durcheinanderreden ist aber ohnehin fast nichts akustisch verstehbar - wahrscheinlich eh besser.  Staatstragend ist da gar nichts, eher blickt man in ein Theater des Grauens, oder - um mit dem seligen Qualtinger zu sprechen - auf "Simmering gegen Kapfenberg"´- also "wirkliche Brutalität".  

 

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