In den vergangenen Tagen habe ich im Laufe einer langen, aber kurzweiligen Zugfahrt eine spannende Frage gestellt bekommen - ob ich ein "pessimistischer Optimist" oder ein "optimistischer Pessimist" bin. Die beiden Optionen sind bei weitem nicht dieselben - und die Frage alles andere als leicht zu beantworten. Das Bild vom halbvollen/halbleeren Wasserglas ist ja simpel zu beantworten (doch oft auch unehrlich; denn ich glaube, dass man sich bei Selbstbeschreibungen eher als einer/eine präsentiert, der/die das Glas als halbvoll betrachtet).
Die eingangs erwähnte Frage "p.O" oder "o.P", die hat es allerdings in sich. Bin ich ein "pessimistischer Optimist", der prinzipiell die Hoffnung sieht, auch wenn er sich gleich die negativen Gegenargumente dafür liefert? Oder bin ich ein eigentlich negativ orientierter Mensch, der hofft, dass es doch nicht so schlecht ist oder werden wird.

Im Blick auf das heutige (29.09) Wahlergebnis der Nationalratswahl, im Rückblick auf die Erfahrung eines Abends, den ich beruflich gemeinsam mit der Caritas Kärnten über "Kenia und die massiven Probleme der Menschen aufgrund der Klimakrise" veranstaltet habe und der von zwei Hand voll Menschen - im wahrsten Sinn des Wortes - besucht worden ist und im Blick auf die massiven Auswirkungen des Klimawandels bei uns und weltweit lassen mich leider zur Einsicht gelangen, dass ich im Blick auf die Welt ein "optimistischer Pessimist" bin. Wir steuern schnurstracks auf eine Wand zu und beschleunigen dabei noch, aber ich hoffe, dass die Wand nicht zu dick ist wäre eine vielleicht passende Metapher für meine "prepare for the worst, hope for the best"- Einstellung. Das finde ich wirklich extrem schade, aber treffend: Denn schließlich hoffe ich, dass dieser Zustand nur den derzeitigen Erfahrungen geschuldet ist und sich/und ich mich wieder ändern kann. Sprich, dass aus dem optimistischen Pessimisten ein pessimistischer Optimist wird - oder noch besser: dass sich das Glas überhaupt voll füllt und sich solche Fragen erübrigen.
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