Welche Lehren man aus der Wahl ziehen muss...

Veröffentlicht am 1. Oktober 2024 um 09:01

Die Nationalratswahl in Österreich kommentieren? Will ich eigentlich nicht, dafür schmerzt es noch viel zu sehr - und außerdem habe ich das Ergebnis immer noch nicht wirklich verarbeiten können. 

Etwas muss ich aber doch noch loswerden- einige Blogs früher habe ich mich ja darüber aufgeregt, dass im Wahlkampf so getan wurde, als ob die Wählenden bei Nationalratswahlen den/die Bundeskanzler/in wählen würden. Und vor allem die drei Alphamännchen von blau-schwarz-rot haben die Wahl zum persönlichen Duell (oder Triell- wie heißt sowas?) erklärt. Und dementsprechend wurde auch der Wahlkampf auf die drei Hähne in der Hahnenkampfarena zugeschnitten; doch macht das Sinn? Spannenderweise nicht, wie die Analyse des Instituts Foresight zeigt, die auf der ORF-Homepage nachzulesen ist. Das Institut hat die Wählenden einer Partei nach der Wahl befragt, warum sie eben der Partei die Stimme gegeben haben. Und bei keiner einzigen war der Spitzenkandidat/die Spitzenkandidatin als Motiv relevant.

Eigentlich könnten die Wahlplakate anstelle der Spitzenkandidat:innen auch Plüschtiere zeigen -wäre vielleicht eh viel besser

So haben nur 2% der FPÖ-Wählenden blau wegen  des Verbalwüterichs gewählt, nur 10% der ÖVP-Wähler:innen den boxenden Karl und nur 4% der SPÖ-Wählenden den von seiner eigenen Partei torpedierten Andi. Bei Grün und Neos war der Wahlkampf nicht auf die Personen an der Spitze zugeschnitten -  und das zu recht. Denn für die Grün-Wählenden war Werner nur für 3% der Wahlhauptgrund, für die NEOS-Wähler:innen war die toughe Beate auch nur für 8% der Wahlgrund. (Quelle: https://orf.at/wahl/nr24/wahlmotive/hauptmotiv - abgerufen am 01.10.2024)

Fazit: Vielleicht lernen die Spindoktoren endlich, dass eine Zuspitzung im Wahlkampf auf den/die Spitzenkandidat/in nichts bringt außer einen noch viel peinlicheren und unangenehmen Wahlkampf. Die Erkenntnis für mich ist aber in eine andere Richtung extrem ernüchternd- ich hätte ja noch irgendwie verstehen (aber nicht einsehen) können, dass sich Wählende von den charismatischen Parteiführer/innen (SARKASMUS!!!) einlullen lassen und deshalb so wählen, wie sie gewählt haben. Ist aber nicht so - und das macht für mich das Wahlergebnis noch viel schlimmer und dramatischer: denn rund jede/r Dritte in Österreich (und 4 von 10 in Kärnten) wählte eine Partei, der internationale Verträge und Konventionen egal sind, die Bespitzelung und Kontrolle von Medien und andersdenkenden im Wahlprogramm hat, die die europäische Union nur als Selbstbedienungsladen und nicht als Staatengemeinschaft versteht undsoweiter undsoschlimm. Und das lässt mich alles andere als hoffnungsfroh in die Zukunft schauen...

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