Heute eine schnelle Bergtour auf den Kärntner Storschitz gemacht- ein klassisches Vormittagsunternehmen; über den Krainersteig hinauf und dann über den Bergrücken und Pasterksattel wieder zurück zum Ausgangspunkt, dem Parkplatz vor dem Seebergsattel. Eine wundervolle Tour mit beeindruckenden Panoramen in die Steiner und Sanntaler Alpen im Süden, die Koschuta und den Triglav im Westen und die gesamte Kärntner Bergwelt im Norden. Warum ich es erwähne - weil beim Kärntner Storschitz nämlich etwas besonders ist: sein Gipfelkreuz.

Ein "Kärntner Kreuz" "schmückt" den Gipfel des Kärntner Storschitz - und bereitet, mir zumindest, Unbehagen
Dieser kleine, feine Berg steht wie gesagt über dem Seebergsattel - genau an der Grenze zwischen Slowenien und Kärnten. In der Region von Bad Eisenkappel/Zelezna kappla - zweisprachiges Kärnten, nach dem ersten Weltkrieg unter anderem Schauplatz des Kärntner Abwehrkampfes, im zweiten Weltkrieg Partisanengebiet (der Persman- Hof, wo die SS ein Massaker an den Bewohner:innen anrichtete, ist gleich in einem Seitengraben, der Leppen). In dieser historisch so aufgeladenen Region ist das Gipfelkreuz dem Kärntner Abwehrkämpferkreuz nachempfunden, sprich dem "Kärntner Kreuz". Dieses trägt die Inschrift "Kärnten frei und ungeteilt" und erinnert eben an die Zeit des Abwehrkampfes, der durch die Volksabstimmung 1920 über den Verbleib oder die Loslösung Südkärntens an bzw, von Österreich zu Ende gegangen ist. Im gesamten Abstimmungsgebiet stimmten knapp 60% für den Verbleib bei Österreich (also auch die überwiegende Mehrheit der Kärntner Slowen:innen), in der Gemeinde Eisenkappel allerdings mehr als 2/3 für die Loslösung von Österreich und den Anschluss an den SHS-Staat (das damals bestehende Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen). Dieses Gipfelkreuz löst bei mir deshalb, jedes Mal wenn ich am Storschitz stehe ein Gefühl von Unwohlsein aus- es ist für mich mehr als Gipfelkreuz, es ist ein politisches Signal, ich höre eine unhörbare und doch laute (provokante?) Botschaft Richtung Slowenien (oder Richtung Eisenkappler:innen mit slowenischer Muttersprache?).


links: wer immer auch geklebt hat, hat die Berge verstanden; oben: der Storschitz ist einer DER Aussichtsbalkone unter den heimischen Bergen
Heute war aber plötzlich alles anders- als ich beim Gipfelkreuz stand, sah ich einen Sticker, den jemand an der Erinnerungstafel unter dem Kreuz angebracht hatte. "Antinationaler Alpenverein - take back the peaks" steht darauf- und darunter zwei rote Murmeltiere. Wer immer auch diesen (offensichtlich selbst politischen) Sticker angebracht hat, hat eines richtig erkannt, das wurde mir am Gipfel klar. Auf den Gipfeln hat Politik nichts verloren - die Berge stehen im wahrsten Sinn des Wortes über jeglicher menschlicher Kategorie, über jede Form der Vereinnahmung. Take back the peaks - nein, leave out the peaks: lasst sie heraußen aus Propaganda, aus Symbolismus, aus fahlem, fadenscheinigen Pathos. Angeblich findet man die Freiheit in den Bergen - aber nur dann, wenn die Berge selbst "frei" sind. In diesem Sinn - take back the peaks.... and give them freedom.
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