Ich wollte mich ja wirklich zurückhalten, aber irgendwie war klar, dass ich es nicht schaffen werde. Also, werte/r Leser:in, bringen wir es hinter uns; es folgt die Weihnachtstirade vom Crinch in mir:

Wenn du den Weihnachtsbock zum Gärntner machst...
Und es begab sich zu jener Zeit, als Karl (noch) Statthalter war, dass ein Befehl erging an alle im gelobten Lande, dass sie sich einfinden sollten an Glühweinständen und Weihnachtsmärkten, dass sie sich berieseln lassen sollten mit weihnachtlicher Musik in Geschäften und Lokalen. Weiters erging der Befehl, dass sie kaufen sollten an schwarzen und sonstigen Frei- und Wochentagen, dass sie sich ihre Sorgen in offiziellen Outdoor- Volksdrogen-Umschlagsplätzen (Adventmärkte) mit schlechtem, dafür heißem und umso teureren Wein hinunterspülen sollten, dass sie sich ihre Augen vom Lichterglanz nachbarlichen Weihnachtsschmuckes blenden lassen sollten. Und überall im ganzen Lande "ho-ho-ho-te" es, jeder Werbespot beschwor den Geist der Weihnacht, vor allem die Lutzfamilie in geschmackvoll-weihnachtlichen Gewandungen, im Radio drohten Mariah Carey und modernere Epigon:innen damit, zu Weihnachten heimzukommen oder um den Weihnachtsbaum zu rocken. Jeder Gang durch die Innenstädte mit ihren Adventmarktwunderländern wurde zu einer olfaktorischen Erlebnisreise erster Güte (das zarte Odeur von billigem Glühmost ging reizvolle Kombinationen mit Lebkuchenduft, gekochten Billigfleischwürsten, Eso-Duftkerzen usw. ein.
Und alle waren von weihnachtlichem Geist beseelt, feierten das traditionell-alpenländische Weihnachten, weil Christentum ja UNSER Kulturgut ist, gaben Geld aus, das sie nicht hatten, für Sachen, die sie nicht wirklich brauchten und überforderten sich selbst und ihre Angehörigen mit weihnachtlicher Stimmung und ebensolcher Erwartungshaltung. Die schwarze Pädagogik feierte fröhliche Urständ' (wenn Du nicht brav bist, wird dir das Christkind nichts bringen), bei betrieblichen und sonstigen Weihnachtsfeiern kamen sich Kolleg:innen als Freund:innen näher und schieden als Feinde.
Ja, und dann wurde schließlich sogar am heiligen Abend - weil so Brauch - das Weihnachtsevangelium gelesen. Und voll Verzücken schaute man auf das Kindlein in der Krippe und schmetterte textsicher-variantenreich "Stille Nacht, heilige Nacht" durch eben diese.
Ein paar Tage später -und aufgrund der Weihnachtskekse einige Kilo schwerer- folgte dann die Weisung an alle, 90% der erhaltenen Geschenke umzutauschen bzw. die extrem persönlichen Gutscheine einzulösen (natürlich alle zugleich am selben Tag) und die Leber durch unablässiges Training bei Verwandtenbesuchen auf das Silvesterfest vorzubereiten, wo - nachdem alle zu Weihnachten besinnlich waren - nun alle fröhlich zu sein hatten. ....
Okay, ich höre schon auf, genug lamentiert - werde mich hüten, irgendeine moralinsaure Botschaft anzubringen. Habe den Crinch in mir freigelassen und werde mich nun ganz adventlich-besinnlich auf die stille Weihnachtszeit einstellen und nur mehr lieb und nett sein - ich rieche schon wie ein Lebkuchenmax und transpiriere Weihrauch. Ich denke, ich sollte schnell zum Lutz und danach auf den Adventmarkt...
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