
Wenn ein 88 Jahre alter Mensch seinen irdischen Weg beendet, ist es für die Angehörigen schwer, für Außenstehende traurig, aber - und das ist voller Respekt und Mitgefühl gemeint - ein zu erahnendes Ereignis. Zumal wenn betreffender Mensch vielleicht gesundheitlich angeschlagen war. Und dennoch - als ich gegen 11.00 heute Ostermontag von meiner Radtour zurückkam und auf mein Handy schaute, haben mich die Agenturmeldungen doch kalt erwischt: Papst Francesco ist heute, Ostermontag 2025, rund um den Sonnenaufgang entschlafen.
Ich werde nun keine großangelegte "Analyse" seines Pontifikates machen - von denen werden wir von den unterschiedlichsten Expert:innen in den kommenden Tagen mehr als genug (im wahrsten Sinn des Wortes) lesen/hören/sehen können (müssen?)
Nur einfach ein persönlicher Gedanke als einfacher (schlechter?) Theologe und Katholik: der Mann aus Südamerika hat mir für mein kirchliches Leben und für mein Kirchenbild Hoffnung geschenkt. Vom ersten Moment seiner Wahl weg - ich erinnere mich mit Freuden an jenen legendären 13. März 2013, kurz nach 20.00 Uhr Livestream vom Petersplatz - hatte ich bei Papa Francesco das Gefühl, dass hier ein Bischof von Rom der katholischen Kirche vorsteht, der authentisch, klar und vor allem fröhlich und ohne Machtgehabe und Klerikalismus sein Amt versehen will (und wird). Seine Interviews, seine Gesten, seine sicht- und wirksamen Zeichen bestätigten diese meine Hoffnung. Auch wenn vielen noch immer alles nicht schnell genug geht, noch immer vieles erstarrt und patriarchalisch erscheinen mag. Der Mann in weiß, der von 2013 bis zum Fest der Auferstehung 2025 die katholische Kirche geleitet hat (was für ein Zeitpunkt für die Heimkehr zum himmlischen Vater btw!) wirkte und agierte meiner Ansicht nach mit seinen 88 Jahren jünger, menschlicher, authentischer, liebevoller als ach so viele seiner bei weitem jüngeren priesterlichen Mitbrüder in unterschiedlichen hierarchischen Positionen innerhalb der Kirche.
Als für "Katholiban" (also ultrakonservative Katolik:innen) vermutlich "linker" Theologe hatte ich in der Vergangenheit oft Schwierigkeiten, Francescos Vorgänger zu zitieren - seit 2013 war ich der, der bei kirchlichen Diskussionen gerne den Papst als Argumentationshilfe ins Spiel brachte - so änderten sich die Zeiten. Umwelt, Frieden, soziale Gerechtigkeit - und vor allem Kirche raus aus dem selbstgebauten Elfenbeinturm weihrauchschwerer Pseudoerhabenheit dorthin wo es wehtut, wo Menschen leiden - Francesco imponierte und inspirierte durch seine klare, deutlichen Worte und Taten (und erzürnte dadurch oben erwähnte Ultras - guter Mann!)
Ich komme zum Schluss: Papst Francesco hat das laufende Jahr als "heiliges Jahr" unter das Thema "Pilger der Hoffnung" gestellt. Nun ist er zu Ostern zu seiner letzten Pilgerreise aufgebrochen. Für mich war er die Personifikation eines "Pilgers der Hoffnung".
Kommentar hinzufügen
Kommentare
Vielen Dank, Max für diese wahren Worte!
Mit deinen Aussagen kann ich mich 100% identifizieren. Lg Reinhard
who am I to judge
Eine der wichtigsten Aussagen VPN Papa Francesco
Danke für deinen Beitrag-unterschreibe ich 100%.