Karantanische Assimilierung

Veröffentlicht am 14. Juni 2025 um 17:14

Bis dato gab es eine unheilige musikalische Dreieinigkeit, bei der ich immer schnellstens das Weite suchte und die ich- wie der Teufel das Weihwasser -  hasse: (deutscher) Schlager, volksdümmliche Musik (ich meine nicht Volksmusik, sondern die "musikalischen" Elaborate solch beredter Gruppen wie "die sakrisch Wahnsinnigen mit Yvonne, die Alpenlauserrebellen und/oder die Gaudepiraten" -  oder wie auch immer diese Mensch gewordenen Kollateralschäden an Gehörgängen sich nennen) und Kärntnerlieder. Nummer 1 und 2 auf dieser Liste müssen nicht weiter erklärt werden, bei Nummer 3 - dem Kärntnerlied - war es vor allem immer das weinerliche Geschmelze untrainierter Stimmen, die den Deprotouch der Texte ("valossn", "mei liab is dahin", "allanig muas i..." was auch immer) als Brandbeschleuniger des Grauens multiplizierten. Aufmerksame Lesende haben aber bereits die Imperfektform von sein ("war") im vorangegangenen Satz entdeckt. Da muss also etwas passiert sein....

Das Zauberwort heißt "untrainierte Stimmen". Ich hatte  am Freitag, dem 13. Juni, das Vergnügen, einen besonderen Konzertabend im Klagenfurter Diözesanhaus und der Christkönigskirche zu moderieren. Ein Abend zum Thema "Liebe" mit Liedern zur "weltlichen" Liebe und sakralen Stücken zum Thema "geistliche Liebe/die Liebe Gottes". 

Die Ausführenden waren die drei Damen von IntraMezzo, das Quartett Herz4Ton und als Überbau (beide Kleinensembles sind Teile des großen Ganzen) das Doppelsextett Velden unter der Leitung von Nicole Dullnig. Und was die Damen und Herren an diesem Abend abgeliefert haben, hat bei mir zu einer "Karantanischen Assimilierung" geführt, sprich, ich höre Kärntnerlieder mit anderen Ohren.

Muss ich extra erwähnen, dass die betreffenden Damen und Herren singen können? - Und wie sie singen können! Man erlaube mir folgende Kurzkritik: Fuck, war das gut! Sie haben natürlich nicht nur Kärntnerlieder gesungen, au contraire - Renaissancezuckerl von Orlando di Lasso, Bruckners Überhammer "Locus iste", Gospels, Sting usw standen am Programm - aber eben auch Kärntnerlieder (im offiziellen Teil, und dann v.a. im "inoffiziellen Teil", der "Nachbesprechung" im Innenhof des Diözesanhauses.

Dadurch geschah sie, meine Karantanische Assimilierung....


IntraMezzo in der Christkönigskirche mit einem "Lamm Gottes", wo die Zeit still zu stehen schien vor lauter schön

Die unglaubliche Nicole Dullnig und ihre Sänger:innen vom Doppelsextett Velden

Zwei von vier vom Quartett Herz4Ton (die anderen beiden stießen genial dazu): Manfred Dullnig und Theres Karisch


Denn wenn von so gediegenen Sänger:innen genial gesetzte Kärntnerlieder (also nicht nur "wann du durchgehst durchs Tal" und/oder "gern haben tuat gut") mit so einer Leichtigkeit und mit solchen Stimmen gesungen werden, da bringt das sogar im stählernen Herzen des Steirers aus der Stahlstadt Judenburg (ich harter Hund!) eine Saite zum Schwingen - und dann flieht er nicht, sondern bleibt stehen, lauscht und brummt sogar noch leise dazu.

Die Gefahr, dass ich mir jetzt einen Kärntneranzug zulege und einen Dialektcoach buchen werde, ist zwar weiterhin nicht gegeben.... aber wie gesagt; wenn "Könner:innen" singen, dann fühlt sich sogar ein alter knorriger steirischer Brummbär ein bisschen kärntnerisch - sogst es hoit niemand weita....

Alle Fotos: Hildegard Tschuitz

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