
Als knorriger Steirer bin ich von Bergen umgeben großgeworden - und auch in meinem freiwillig gewählten Exil in Kärnten sind die Felsgiganten omnipräsent. Die richtige Betriebstemperatur bzw, die ideale Endorphinausschüttung erreiche ich ab 2000m Seehöhe, also quasi über der Baumgrenze,
Von der Anatomie her hat mich zwar nicht die Evolution, dafür aber ein Beinbruch in pubertärer Wachstumsphase mit einem etwas kürzeren rechten Bein ausgestattet - ich bin deshalb dank "Berg- und Talfuß" perfekt an den alpinen Lebensraum angepasst, kann also ideal Hänge queren.
Kurz gesagt- ich bin eigentlich ein Bergler, der zwar schwimmen kann und auch gerne schwimmt, allerdings von der Technik und Grazie im Wasser her einem Pferd und nicht einem Seepferd gleicht.
Und dennoch- bei all meiner Liebe zu Granit-und Gneisgiganten und Kalk-Zacken, zu Gämse, Steinbock und Murmeltier (vermutlich mein Seelentier, was den Körperbau und Lebensinhalt betrifft- schlafen und/oder nach Essbarem Ausschau halten), merke ich, wenn mich mein Weg wieder einmal zum Meer führt, dass das Meer einfach mehr ist.
Natürlich gönne ich mir bei meiner maritimem Liebeserklärung den Luxus und die Arroganz der Auswahl- die italienische Adriaküste kann mir mit den elendslangen Sandstränden gestohlen bleiben. Aber die Nordsee bei den Shetlands, die Ostsee bei Travemünde, das südchinesische Meer bei Hong Kong und vor allem vor Malaysien, das südliche Mittelmeer vor Kreta, das tyrrhennische Meer vor der Toskana und die dalmatinische Küste - vor allem diese - das waren bzw sind schon Orte des absoluten Glücks und der unfassbaren Schönheit für mich.
Dalmatien kommt dem Steirermax ja landschaftlich extrem entgegen- unser schon traditioneller Urlaubsort Brela wird vom Biokovo-Gebirge überragt, dh. dass er mir die extrem coole Möglichkeit gibt, vom Meer weg auf den Berg zu steigen und so das beste beider Welten vereinigt: planine i more, wie die Einheimischen sagen würden.
Aber das ist sozusagen das Kirschenstück auf der Sahne- denn das Meer funktioniert auch ohne Berge für mich (mit ihnen aber besonders).


Das Meer bringt einen - mich - aufgrund der unglaublichen Weite, dieser Endlosigkeit, zum Staunen; und es bringt mich ohne Aufwand zum "Runterfahren". Ich genieße es auf Berggipfel zu sitzen, die Stille zu hören und in die Landschaft zu schauen - aber dazu muss ich erst einmal raufgestiegen sein (und absteigen wäre auch nicht schlecht). Beim Meer genügt es, sich einfach hinzusetzen, dem Meeresrauschen zu zu hören und die (sanften) Wellen zu beobachten. In wenigen Augenblicken bist Du dann aus der Zeit heraußen, es stellt sich eine innere Ruhe und Zufriedenheit ein. In Kombination mit dem Duft der Pinien, dem Zirpen der Zikaden und dem flirrenden Licht ergibt sich ein Zustand der Verinnerlichung, den vielleicht spirituell begabtere, sensiblere Menschen durch Meditation o.Ä erreichen, der für mich "sensiblen Dickhäuter" aber so was von ungewohnt und abgehoben ist, dass ich zur Aufarbeitung dieser Erfahrung deshalb sogar hilflos diese Zeilen in diesen irrelevanten Blog hineinklopfe.
Ich kann perfekt entspannen- meist dank/mit Musik, mit einem Buch, wie gesagt am Gipfel einer Bergtour - aber der unverhoffte, schnelle, so leicht einfahrende Shot der Droge Meer, das maritime Morphium, das überrascht (und freut) mich jedes Mal aufs Neue, Manchmal braucht es anscheinend nicht viel, dafür "einfach meer" für die innere Zufriedenheit,

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